1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

13.9.1916 Höchste Alarmbereitschaft

/ / An der Somme 30.6.16-3.3.17

Die Franzosen besetzen Bouchavesnes. Höchste Alarmbereitschaft.

Ich hatte in der vergangenen Nacht Material zur Feuerstellung zu bringen.

An einer vielbefahrenen Wegekreuzung, dem “Roten Haus”, wurden wir durch Gasgranaten des Feindes überrascht. Es war die erste Gelegenheit während dieses Krieges, dass ich mich selbst von der Nützlichkeit unserer Gasmasken überzeugen konnte, die einem sonst so lästig und zwecklos erscheinen.

Im Nu hatten wir die Dinger über dem Kopf und in verschärftem “T-e-r-r-r-r-a-b” ging es holterkapolter nach der Geschützstellung. Der Rückweg verlief ohne Störung.

Nach dieser erneuten Feuertaufe fühle ich mich vorn wieder heimisch und sehe den kommenden Dingen mit größerer Ruhe entgegen. An der Front ist es lebhafter geworden. Nach gewaltiger Artillerievorbereitung, die bereits gestern ihren Anfang nahm, konnten die Franzosen heute den Ort Bouchavesnes besetzen.

Am Nachmittag wurde sogar die Lage für uns äußerst kritisch, so dass höchste Alarmbereitschaft – für den erfolgreichen “Rückzug” angeordnet werden musste. Gegen Abend war aber die Geschichte wieder eingerenkt.

Die inzwischen durchgeführte Räumung des Munitionsbahnhofes Tincourt bleibt trotzdem aufrechterhalten, da der Feind mit seinen weittragenden Geschützen wiederholt hineingefunkt hat.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 15.9.

  1. Täusche ich mich, oder ist das das erste Mal, dass unser Held mit Giftgas in Berührung kommt? Dafür ist die Erwähnung sehr beiläufig und unaufgeregt.

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  2. Er schreibt von Gasgranaten, deren Wirkung bzw. Reichweite geringer war und schneller verpuffte als die von Giftgasangriffen. Er kann daher auch den Ort eingrenzen auf eine Kreuzung

    Giftgasgranaten hatten eine ganz andere Wirkung als Gasangriffe, bei denen Unmengen an Gasen über teils Stunden auf hunderten Metern in die Luft mit „Lanzen“ alle paar Meter gebracht wurden, damit der Wind die Wolke zum Gegner rübertrieb. Diese Bilder und Beschreibungen von Gasangriffen sind uns bekannter als einzelne Giftgasgranaten.

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