1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

3.7.1915 Durch Württemberg und Bayern

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Bereits um 3:30 Uhr morgens werden wir geweckt. Wir sind in Bietigheim (Württemberg) und erhalten Verpflegung, diesmal nicht nur Suppe, sondern Brot, Butter und Wurst in vorzüglicher Qualität.

4:15 Uhr morgens verlassen wir diese gastliche Stätte. Das Wetter ist uns günstig. Auf der Weiterfahrt berühren wir:

7 Uhr morgens Göppingen

8 Uhr morgens Geislingen

9:30 Uhr morgens Ulm (Einnahme des Mittagsmahles)

12 Uhr mittags Burgau (der Münchener Schnellzug überholt uns)

1:30 Uhr nachmittags Augsburg und

3:45 Uhr nachmittags München.

Ich benutze den hier auf 3 Stunden angesetzten Aufenthalt zu einem Spaziergang durch die Stadt zusammen mit unserem Zahlmeister, um einige Einkäufe für die Batterie zu tätigen. Die übrigen Kameraden haben keine Erlaubnis und sehen uns traurig nach.

Für mich aber ist es ein wunderbares Gefühl, wieder einmal in dem Leben und Treiben einer deutschen Stadt unterzutauchen – in der man vom Kriege nichts spürt.

Die Zeit verfliegt viel zu schnell. Zu einem Glase “Original Pschorrbräu” langt es trotzdem. Schweisstriefend kommen wir kurz vor der Abfahrt wieder auf dem Bahnhof an — Was wäre wohl aus dem Krieg geworden, wenn wir den Anschluss verpasst hätten?

6:50 Uhr abends verlassen wir München. In ununterbrochener Fahrt gelangen wir bis Rosenheim. HIer gibt es 8:45 Uhr abends einstündigen Aufenthalt und Abendkost (Würstchen mit Sauerkraut – wie wird mir?).

10 Uhr abends Weiterfahrt.

Noch kurz vor dem Dunkelwerden bekommen wir die Anfänge der bayrischen Alpen zu Gesicht. Ein herrlicher Anblick für den Neuling. Dann zwingt uns die Müdigkeit auf unser hartes Lager.

Wir richten uns, so gut es geht, ein. 4 Mann auf den Bänken, 2 Mann auf dem Fußboden des Wagens. Tornister unterm Kopp – Besser sind unsere Fahrer dran, die zusammen mit ihren Pferden im Viehwagen hocken und auf Futterstroh sowohl weicher als auch wärmer liegen. Manch einer von den Kanonieren hat sich auf der letzten Haltestation “heimlich, still und leise” nach ihnen verdrückt.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 4.7.

  1. Nach 325 km am Vortag hat er von gestern 22 Uhr bis heute 22 Uhr über 400kn von Landau bis Rosenheim geschafft und hat nochmals grob 400km und die Alpen vor sich.

    Der Anblick der Alpen scheint ihn doch mehr beeindruckt zu haben oder ist das nur dem krassen Gegensatz zur Front geschuldet, wie es der Hinweis zum friedlichen Stadtreiben in München andeutet?

    Seltsam, dass er bei den Kameraden im Stroh das Thema WÄRMER betont, wo es doch Juli war und zumindest wir heute Hitze haben, oder war der Sommer 1915 ein kalter und hatte Missernte und Hunger zur Folge?

    Und am leiblichen Wohl von Sauerkraut und Würstchen bis Pschorrbräu läßt er uns auch hautnah wie an den Orten – nur Stuttgart 21 fehlt – teilhaben, wobei die Marke Pschorr auch das letzte Jahrhundert überstanden hat wie die 4 Jahrhunderte zuvor.

    Auch die Beschreibungen, wie sie im Zuge zu schlafen suchten, lassen einen das Nachfühlen, zumindest den, der schon einmal beim Bund mit Y-Tours reisen durfte bzw. verlegt wurde.
    Beim Wecken wird er übermüdet jeden Knochen gespürrt haben.

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  2. Besteht die Möglichkeit das sich Ernst zum deutschen Alpenrose gemeldet hat? Seine neue Einheit (Firma) Word nur nirgendwo erwähnt. Die österreichische Tapferkeitsmedalie läßt aber darauf schließen.

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    • Doch, im Lebenslauf folgte doch nach der alten Einheit dieser Hinweis:

      „zuletzt der 1. Battr. Fußa. Batl. 106“

      Mit den Infos und Isonzo sowie 13 cm suchte ich nach der Btl. Geschichte, wo ich hier fündig wurde:
      http://feldgrau.pytalhost.com/vbulletin/showthread.php?32376-Welche-Artillerieeinheit-am-Isonzo/page3

      Diese Herrschaften suchten nach einer deutschen 13cm Batterie am Isonzo 1915 und schwankten 1 Jahr hin und her, ob es so etwas gegeben hätte.

      Und am Ende der Seite steht etwas zur Edelweißbatterie 102.
      Ebenso finden sich Bilder von Ernst Pauleits Batl. etc.

      Auf Page2 steht auch der Name des von Ernst Pauleit nur Oberleutnant K. genannten Offiziers: Keßler

      So ergänzt sich das eine mit dem anderen auch noch nach über 100 Jahren.

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  3. Das soll deutsches AlpenKorps heißen!!!!

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  4. Am 3.7.1915 war die Temperatur in Hohenpeissenberg bei München im Tagesmittel 14°C und Nachts 9°C

    Quelle: http://www.wetterzentrale.de/topkarten/fskldwd.html

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    • Das sind dann 8 Grad weniger als am 2. Juli 2015.
      War dann wohl gerade im fahrenden Zug etwas schattiger.

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