1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

6.7.1915 Quartiersorgen

/ / Am Isonzo 1.7.1915-31.3.1916

Quartiersorgen.

Die erste Nacht am Isonzo liegt hinter uns.

Um 4 Uhr morgens bin ich munter – trotz des kurzen Schlafes frisch und ausgeruht.

Unser Tagewerk beginnt mit dem Einrichten der Ställe für die Pferde. Die Arbeit ist einfach. Das kleine Wäldchen, in dem wir uns befinden, braucht nur noch ein wenig ausgeholzt zu werden. Gegen Fliegersicht und Sonnenstrahlen sind wir damit genügend geschützt.

Das Letztere scheint hier allerdings im Augenblick auch das Notwendigste zu sein. Bereits jetzt am frühen Morgen ist die Hitze unerträglich — das heißt, wohl nur für uns, die wir das südliche Klima nicht gewohnt sind. Die Einwohner dagegen machen nicht den Eindruck, als ob sie sich so sehr gequält fühlten. Sie helfen sich außerdem auf ihre Weise, indem sie einfach – ob groß oder klein – barfuß und nur mit Hose und Hemd bekleidet, herumlaufen.

Nachdem die Pferde einigermaßen versorgt sind, werden auch die Zelte für die Mannschaften aufgeschlagen. Ich versuche anschließend, meine eigentliche Tätigkeit als Batterieschreiber aufzunehmen. — Es gelingt mir aber nur halb. Obwohl ich bereits nach einer halben Stunde das Hemd vom Leibe reiße, triebt mir die Sonne den Schweiß aus allen Poren. Trinken könnte ich in einem fort.

10 Uhr abends. Der Tag ging vorüber wie so mancher andere. Wir haben währenddessen nach besten Kräften versucht, uns mit Land und Leuten vertraut zu machen und sind nun froh, dass uns die Sonne endlich verlassen hat. Man sollte es gar nicht glauben, wie faul und träge sie macht, obwohl wir heute bestimmt keine Bäume ausgerissen haben.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 7.7.

  1. Wer hätte vor dem Krieg und auch heute noch gedacht, dass die Soldaten im Jahre 1915 schon so auf die Tarnung vor Fliegern bedacht waren, wo keine 12 Jahre zuvor erstmals das motorgetriebene Flugzeug der Gebrüder Wright am 17.12.1903 abgehoben war.
    Vor lauter Hitze sind die Geschütze, Anzahl Salven oder auch nur eine Kriegsaktivität des Gegner ein Thema.
    Der größte Feind scheint für ihn wohl eher die Hitze zu werden.

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    • es sollte natürlich hier „kein“ statt „ein“ heißen:

      Vor lauter Hitze sind die Geschütze, Anzahl Salven oder auch nur eine Kriegsaktivität des Gegner kein Thema.

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