1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

8.10.1914 Die letzte Nacht an der Aisne

/ / 7.9. - 8.10.1914 Rückzug von der Marne bis zur Aisne

Die letzte Nacht an der Aisne. Die “Freuden” des nächtlichen Lagerfeuers. Abmarsch über Prouvais, Amifontaine, St Erme, Marchais, Liesse, Pierrepont bis Autremencourt. Biwak.

Die letzte Nacht an der Aisne schließt mit einem unangenehmen Beigeschmack ab. Seit 3 Uhr morgens sind wir aus den “Federn”. In wenigen Minuten ist unser Hab und Gut verpackt. Dann aber warten wir vergeblich auf den Abmarschbefehl.

Währenddessen kriecht der kalte Morgennebel aus dem Aisnetal zu uns herauf. Wir trampeln ungeduldig von einem Bein auf das andere, ziehen den Mantel über die Ohren und lassen nur noch die tropfende Nasenspitze frei.

Allmählich sind wir es leid. Irgendeiner hat das Wort “Lagerfeuer” fallen lassen, das wir dankbar aufgreifen.

Bald lodern die hellen Flammen des eilig zusammengesuchten Strohs unserer alten Behausung auf. Phantastische Schatten gleiten durch die Nacht. Enger und enger wird der Kreis um die glühende Lohe.

Doch merken wir gar bald, dass diese Vergnügen nur “einseitig” ist. Alle 5 MInuten m¨ssen wir uns um die eigene Achse drehen. Während wir an der Feuerseite fast braten, ist die Hinterfront schon wieder eingefroren. Schließlich stellen wir fest: “Lagerfeuer ist keine Romantik, sondern — Bruch!”

4:30 Uhr vormittags: Endlich verlassen wir die Aisne.

Wir marschieren zunächst über Prouvais bis Amifontaine. Dort gibt es halb 10 Uhr vormittags Rast und Morgenkaffee.

Dann folgt Weitermarsch über St. Erme, Marchais bis Liesse (einem größeren und schön gelegenen Städtchen, hinter dem Ort Rast und Mittagessen um halb 3 Uhr und kurz darauf nochmals Marsch über Pierrepont.

Um halb 5 Uhr nachmittags sind wir am Tagesziel Autremencourt, wo wir unsere Zelte auf freiem Felde aufschlagen. Der Ort hat bisher nur wenig deutsche Truppen gesehen, so dass wir Obst, Käse, Branntwein und anderes mehr in Menge erwerben können. Am Abend backen wir außerdem für unsere Batterie in einer Ortsbäckerei Brot auf französische Art (Weißbrot in Kringelform).

Um 9 Uhr liegen wir im Stroh.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 9.10.