1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

6.12.1914 Der tägliche Dienst

/ / 11.10.1914 - 8.3.1915 In Französisch Flandern

Der tägliche Dienst. Das Fernsprechnetz wird immer größer.

Sonntag: Die Nacht verlief ruhig. 8 Uhr werde ich abgelöst. Es hat leicht gefroren.

Aus einem Befehl des Vormittags entnehme ich, dass unsere Batterie bei der Verschiebung der Kräfte des VII. Armeekorps auf einen größeren Frontabschnitt in der glücklichen Lage ist, ihre jetzige Stellung zu behalten. Alles freut sich königlich darüber; haben wir doch unser Winterquartier inzwischen so gemütlich eingerichtet, dass wir nur schweren Herzens gegangen wären.

Im übrigen tut uns das jetzige regelmäßige Leben tausendmal besser als die ewige Herumzieherei. So können wir uns zum Beispiel endlich wieder einmal jeden Morgen waschen – eine Wohltat, auf die wir während des Vormarsches oft wochenlang verzichten mussten.

Und noch vor kurzem rannten wir mit den schönsten Vollbärten – wie 45jährige Landstürmer – herum, weil wir weder Zeit noch Lust fanden, die paar Stoppeln aus dem Gesicht zu kratzen. Auch diese Qual hat nun ein Ende.

Der tägliche Dienstzettel ist z.Zt. Erträglich. Die Geschütze und Fernsprechapparate sind zwar dauernd im Wechseldienst besetzt, geschossen wird aber nur wenig. Auch vom Fußdienst bleiben wir verschont. Und gegen einige Appells hin und wieder haben wir nichts einzuwenden.

Die Anordnung, dass sämtliche Unteroffiziere und außerdem 26 Kanoniere Reitunterricht erhalten sollen, begrüßen wir dankbar. Ebenso den Befehl, dass nunmehr die Kanoniere täglich zum Pferdebewegen mit herangezogen werden. Pferde, Fahrer und Kanoniere kommen dabei gleichermaßen zu ihrem Recht.

Unsere Batterie ist von heute ab mit der 2. Batterie, welche noch in der alten Stellung bei Herlies steht, zu einem Halbbataillon P… vereinigt worden.

Das Fernsprechnetz umfasst jetzt sämtliche Beobachtungen, Geschützstellungen und Offiziersquartiere der 1. Und 2. Batterie unseres Regimentes und erreicht eine Gesamtlänge von rund 8km. Das bedeutet, dass wir bei dem täglichen Streufeuer des Feindes manche Flickstelle erhalten und öfters, als uns eigentlich lieb ist, auf dem Trab sein müssen.

Der nächste Tagebucheintrag folgt erst am 9.12.