1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

28.8.1914: 72 km Gewaltmarsch

/ / 1. Vormarsch im Westen. 9.8.14 - 6.9.14

72 km Gewaltmarsch über Maroilles, Langdrecies, La Groise, Molain, Vaux, Bohain bis St. Quentin. Franktireurkrieg. Eigene Verwundete verstümmelt aufgefunden – ganz Langdrecies dafür in Brand gesteckt. 11 Engländer gefangen genommen. 

Halb 6 Uhr Abends. Wir sind bis jetzt 10 Stunden ununterbrochen – etwa 45km – marschiert und nehmen endlich in Bohain unser Mittagessen ein.

Unser Weg führte über die Orte Maroilles, Langdrecies, La Groise, Molain und Vaux.

In Langdrecies war von der 14er Infanterie alles in Brand gesteckt worden, weil man Verwundete dieses Regimentes mit ausgestochenen Augen aufgefunden hatte. Wir machten dort kurze Rast, uns an dem schaurigen Spiel der Flammen zu ergötzen; denn angesichts dieser greulichen Schandtat des Feindes kam in uns nur ein Gefühl hoch – das der Rache.

Mitten in unsere Betrachtungen hinein platzte plötzlich der Ruf “Die Engländer sind da!!”. Wir glaubten zunächst an eine Überrumpelung. Schnell waren wir von den Sitzen unserer Fahrzeuge herunter und schlugen uns “buschwärts in die Seite”. Nach 5 Minuten hatten wir die Störenfriede aufgestöbert.

Es handelte sich aber nur um eine kleine Gruppe von 11 Engländern, die den Anschluss an ihre zurückgehenden Kameraden verpasst hatte und nun in der Gegend umherirrte. Angesichts unserer aufgepflanzten Bajonette schien ihr jeder Widerstand zwecklos. Sie ergab sich und wurde an die Infanterie zum Rücktransport abgeliefert.

Wir hofften nunmehr, von weiteren Überraschungen verschont zu bleiben. Unser friedlicher Gänsetrott wurde aber schon nach 1 Stunde erneut gestört. Aus einem Gehöfte rechts der Marschstraße ertönte plötzlich ein Gewehrschuss. Eine Kugel pfiff durch unsere Kolonne. Da feindliche Truppen nicht mehr in der Nähe waren, konnte nur irgendein fanatischer Einwohner der Übeltäter gewesen sein. Wir machten kurzen Prozess und steckten das fragliche Gehöft mit Mann und Maus in Brand. Kurz vor Bohain passierte uns das gleiche Theaterstück noch einmal – mit dem selben Schlusseffekt.

Alles in allem, es war ein aufregender Tag – und doch kann uns heute noch allerhand blühen, denn wir erfahren, dass wir noch weitere 25km zurücklegen sollen.

Halb 7 Uhr Abends geht es tatsächlich weiter und erst gegen halb 12 Uhr Nachts können wir unsere Knochen aushängen. Wir befinden uns vor den Toren der Stadt St. Quentin.