1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

26.11.1914 Der Walzer in der Wanduhr

/ / 11.10.1914 - 8.3.1915 In Französisch Flandern

Der Walzer in der Wanduhr. Die Kasernenordnung im Quartier. 30 Kühe in 3 Wochen – jetzt hört die Selbstverpflegung leider auf.

Wecken 7 Uhr – durch einen wunderschönen Walzer aus unserer Wanduhr. Er löst uns in sanfter Weise von unseren nächtlichen Träumen und lässt auch den frühen Morgen weit rosiger erscheinen, als wenn der Unteroffizier – wie einstmals in der Kaserne – in barscher Stimme sein “Aufstehen…!” in das Zimmer brüllte.

Im übrigen sind wir aber von dem ehemaligen Kasernenleben nicht mehr weit entfernt.

Das Haus, welches von einem Teil unserer 4 Geschützbedienungen und von uns Fernsprechern bewohnt wird und – wie ich schon einmal erwähnte – bei den früheren Kämpfen durch einige Volltreffer (vielleicht sogar die eigenen) stark beschädigt wurde, gleicht jetzt einem Schmuckkästchen. Die herumliegenden Dachziegel, Steine und Mauerwerk sind weggeräumt. Sämtliche von uns bewohnten Zimmer strahlen in altem Glanze.

Wir glauben kaum, dass die ehemaligen Bewohner größere Ordnung und Reinlichkeit an den Tag gelegt haben werden.

Auch in den Ställen und im Hofe sieht es sauber aus.

Damit diese Sauberkeit überall aufrechterhalten bleibt, ist inzwischen – genau wie daheim – ein täglicher Stuben-, Flur- und Hofdienst eingeführt worden.

In den Stuben erhält jedes Ding seinen bestimmten Platz. Hier befinden sich an der Wand in langer Reihe die Karabiner, dort die Helme und da die Mäntel, Röcke und Koppel. Auch die Esswaren und Geschirre haben in einem Küchenschrank ordnungsmäßig Unterkunft gefunden.

Da jeder Ort und jedes Gehöft der Umgebung, so auch das etwa 2km zurückliegende Dorf Fournes, mit deutschen Truppen belegt wird, ist nunmehr eine einheitlich geordnete Versorgung durch die Division eingerichtet worden. Das Requirieren von Vieh auf eigene Faust – wie in Le Riez, wo allein von unserer Batterie in 3 Wochen etwa 30 Kühe aufgetrieben, geschlachtet und verzehrt wurden – wird dadurch in Zukunft leider unmöglich. Wir sind also wieder auf unsere altbewährte “Gulaschkanone” angewiesen.

Schade — anders war es schöner.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 27.11.