1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

3.3.1917 – Ankunft an der Aisne

/ / Zum zweiten Mal an der Aisne 3.3.17-8.7.17

Verladen in Hervilly. Eisenbahnfahrt über St. Quentin, Laon bis La Malmaison. Unterkunft in Lor.

Unser Abtransport hat sich um einen Tag verschoben und geht erst heute vonstatten.

7 Uhr morgens marschieren wir von Jeáncourt ab.

Von 8-11 Uhr werden wir auf dem Bahnhof Hervilly (Montigny-Ferme) verladen.

11:15 Uhr vorm. verlassen wir die Somme in Richtung St. Quentin. In allen Orten, die wir berühren, können wir die gleichen Zerstörungen wie in unserer letzten Unterkunft feststellen.

An dem in Aussicht genommenen Rückzug sind wir durch die vorzeitige Herausnahme aus der Sommefront nicht mehr beteiligt. Dafür schwirren gleich wieder entgegengesetzte Gerüchte in der Luft herum, in denen von einem irgendwo geplanten deutschen Vormarsch die Rede ist.

In Laon treffen wir mit unserem neuen Stab und der 2. Batterie zusammen.

6 Uhr abends langen wir am Bestimmungsort La Malmaison an. Wir befinden uns wieder im Aisne-Abschnitt, und zwar diesmal in der Gegend östlich Craonne, etwa 18 km hinter der Front.

In einer Stunde sind Mannschaften, Pferde und Fahrzeuge ausgeladen. Nach einer weiteren Stunde landen wir abends gegen 1/2 9 Uhr in Lor. Die Unterbringung nimmt noch gut 1 1/2 Stunde in Anspruch, so dass wir um 10 Uhr abends endlich in unserem „herrschaftlichen“ Quartier (dem Gemeindeschulhaus mit Strohlager) das Mittagessen einnehmen und im selben Atemzuge unser müdes Haupt zur wohlverdienten Ruhe betten können.

Die böse Saat der Zermürbung, die im Trommelfeuer der Somme gesät wurde, geht an der Aisne immer stärker auf. Die Frontkämpfer sehen kein Ende dieses gewaltigen Ringens und damit wird der Kampfeswille auch der glühendsten Vaterlandsverteidiger immer mehr geschwächt.

Niedergeschlagen kehren die Infanteristen aus den Gräben zurück. Nur mit Widerwillen lassen sie sich wieder nach vorn schicken.

Die Hoffnungslosigkeit aber, die aus ihren Reden klingt, überträgt sich nach und nach auf die anderen Truppen. Ueberall höre ich Knurren und Murren.

Ich selbst muss zu meiner Beschämung gestehen, dass ich nicht mehr stark genug fühle, meinen Missmut zu verbergen. Deutlich lassen die Tagebuchaufzeichnungen erkennen, dass die innere Widerstandskraft zu erlahmen droht.

3 Jahre Krieg sind eine lange Zeit – – – doppelte und dreifache Last aber für die, die bis zum guten oder schlechten Ende an der Front ausharren müssen!