1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

1.7.1915 Was im Krieg innerhalb von 24 Stunden möglich ist.

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Was im Krieg innerhalb von 24 Stunden möglich ist. Abfahrt von Challerange.

Der 2. Tag fern der alten Batterie ist mit hellem Sonnenschein angebrochen. 6 Uhr werden wir geweckt.

9 Uhr ist Einteilungsappell, bei dem auch Excellenz Fl. zugegen ist. Er fragt jeden einzelnen nach seiner Herkunft und oh weh — es stellt sich heraus, dass fast keiner aus dem Kranze der deutschen Bundesstaaten fehlt. Zu dem gestrigen Quartett sind noch hinzugekommen: Schleswig-Holsteiner, Hannoveraner, Hessen, Oldenburger, Hamburger, Badenser und andere.

Excellenz Fl. erklärt in einer kurzen Ansprache an die Batterie, dass wir das beste Zeugnis von der deutschen Einigkeit vor Augen hätten. — Mir scheint es jedoch im Augenblick eher, als ob es sich hier zunächst nur um ein Problem auf die deutsche Einigkeit handele, das in Zukunft erst noch bewiesen werden müsse.

Beim Einteilungs-Appell entscheidet sich übrigens auch mein künftiges Schicksal bei der neuen Formation. Ich werde dem Futterwagen, und zwar in der gleichen Eigenschaft wie bisher, also Batterieschreiber, zugeteilt.

Mein Feldwebel entstammt der 8. Batterie Fussa.-Regts. Nr. 7 und heisst v. Br. — Hoffentlich verträgt er sich mit mir?

Die vollständige Ausrüstung unserer Batterie mit Mannschaften, Wagen, Geschützen und Pferden nimmt den ganzen Tag in Anspruch und ist um 5 Uhr nachmittags beendet. Mehr kann man nicht verlangen. In 24 Stunden ist damit eine vollständig neue Batterie aus dem Erdboden gestampft worden – ein Musterbeispiel deutscher Organisation.

Kurz nach 5 Uhr verlassen wir unser Lager. In 2 Stunden sind wir am Bahnhof Challerange. In weiteren 2 Stunden stehen Pferde und Fahrzeuge auf dem Transportzug – und nun kann die Reise ins Ungewisse losgehen.

Noch immer schwebt ein geheimnisvolles Dunkel über unserem Schicksal. Dass wir aber dem Westen den Rücken kehren sollen, löst schon allerwegen ungeteilte Freude aus.

Der Zug umfasst insgesamt: 12 Tafelwagen für die Fahrzeuge, 26 geschlossene Wagen für die Pferde und 3 Personenwagen, alles in allem ausser unserer Lokomotive, die sich diese Last aufbürden soll, 41 Wagen. Und dies nur für eine einzige Batterie!

Meine Gedanken schweifen zurück zu unserem Auszuge aus Köln. Was liegt in den verflossenen 11 Monaten schon alles hinter uns? Wo stehen wir jetzt? Und was mag uns die Zukunft bringen?

Punkt 12 Uhr nachts rollen wir von Challerange ab. In gemäßigter, ununterbrochener Fahrt erreichen wir am 2.7.1915 morgens 5 Uhr Sedan. Hier gibt es eine kräftige Morgensuppe aus der Verpflegungsstation.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 2.7.

  1. Was für ein Tagebuch Eintrag, wenngleich mir auch verborgen blieb, wer denn diese Exellenz Fl. sein mag.

    Es gab noch jemanden, der nach dieser Geschützbatterie gesucht haben soll mit einem Foto, was aber momentan noch verifiziert wird, um dann ggf. 2 Puzzleteile auf den Tag der Ankunft genau 100 Jahre später hier zusammenfügen zu können.

    Mal sehen, wie viele Tage seine Bahnreise dauern und über wie viele Stationen führen wird, bis der Zielbahnhof erreicht sein wird.
    Wann man ihm sagt oder er erfährt, dass es nach Süden ans Meer geht?

    An einer anderen Stelle im Internet wurde lange nach dieser unbekannten Einheit

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