1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

23.9.1916 Der Sprung zur Hauptbeobachtung im Bacquets-Walde

/ / An der Somme 30.6.16-3.3.17

Der Sprung zur Hauptbeobachtung im Bacquets-Walde. Die tägliche gegenseitige Bekämpfung der Artilleriestellungen. Peronne im Zerstörungsfeuer.

Wetter: sonnig aber kühl.

Von der Seitenbeobachtung habe ich heute gleich einen Sprung zur Hauptbeobachtung gemacht. Sie befindet sich am feindwärts gelegenen Rande des Bacquets-Waldes, in dem fast sämtliche Fußartillerie-Batterien des Abschnittes vertreten sind.

Leider ist die Sicht am Morgen durch starken Nebel beeinträchtigt, so dass ich mich über das Gelände noch nicht orientieren kann. Die Artillerietätigkeit bewegt sich – ohne Beobachtung – beiderseits in mäßigen Grenzen. Es handelt sich dabei nur um das übliche Störungsfeuer.

Gegen Mittag wird es klarer. Ich gewahre die eigenen und feindlichen Gräben bei Maisonette, weiter Biaches, ganz im Vordergrunde Peronne, dann Flaucourt, Herbécourt und die Gräben bei Cléry – alles heiß umstrittene Kampfstätten, die ich bisher schon oft in meinen kurzen Skizzen erwähnte, aber nur vom Hörensagen kannte. Jetzt gewinnen sie für mich eine ganz andere Bedeutung.

Am frühen Nachmittag wird es vorn lebhafter. Man kann die feindlichen Batterien beim Abschuss deutlich erkennen. Sie stehen in Mulden und Geländefalten und verraten sich entweder durch das Mündungsfeuer oder die Rauchwolken ihrer Kartuschen. Für uns selbst lohnende Ziele, die auch gar bald unter Feuer genommen werden.

Es ist aber da drüben wie bei uns. Während unserer Beschießung großes “Schweigen im Walde” – nach ihrer Beendigung blitzt es überall wieder auf.

Das Artillerieduell geht hinüber und herüber. Bis zur vollständigen Niederkämpfung einer Batterie, deren Bedienung, wie die Infanterie, in tiefen Stollen und Unterständen eingegraben liegt, ist ein weiter Weg. Wohl hat hin und wieder einer der vielen Schüsse Dusel, indem er in einen Geschützstand oder gar in ein Geschosslager flutscht. Die Mannschaften jedoch verstehen es meist, sich mit affenartiger Geschwindigkeit zu verziehen – es sei denn, dass ein feindlicher Angriff vorn sie zum Sperrfeuer an das Geschütz zwingt. Dann heisst es auch bei ihnen “Aushalten bis zum letzten Mann!”

Am Abend legt der Feind starkes Feuer auf unsere Gräben bei Cléry, ohne jedoch anzugreifen. In Peronne wird zu gleicher Zeit durch feindliche Volltreffer ein großer Brand hervorgerufen.

Einen prächtigen Anblick gewähren die bei der Beschießung hin und wieder in die Somme fliegenden Geschosse. Wie bei einer Seeschlacht spritzen mehr als haushohe Wasserfontänen in die Luft, um in feinem Sprühregen langsam zur Erde zu gleiten – nutzlos verpufftes Eisen!

Nach Eintritt der Dunkelheit geht’s wieder nach Hause.

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