1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

31.12.1915 Silvester

/ / Am Isonzo 1.7.1915-31.3.1916

Mancherlei Gedanken, Vergangenes und Künftiges schwirren durch meinen Kopf. Wieviel Heiteres, wieviel Ernstes hat uns das verflossene Jahr gebracht – wie oft mögen wir vor größerem Leid bewahrt geblieben sein, ohne dass wir uns je darüber klar wurden?

Für mich persönlich schließt das alte wider Erwarten noch recht glücklich ab, denn gerade heute am Silvestertag erhalte ich meine Beförderung zum Unteroffizier.

Diese Auszeichnung nehme ich im Gegensatz zur anderen mit ruhigem Gewissen an. Sie soll ja nicht eine Belohnung für Tapferkeit, sondern für Arbeit und Pflichterfüllung sein. Meine Pflicht aber hoffe ich bisher stets treu und redlich getan zu haben.

Beinahe möchte ich angesichts dieses weiteren Sprunges auf der Leiter militärischen Aufstieges ausrufen: “Es lebe der Krieg!” Und dennoch ist auch mien innigster Wunsch zur Jahreswende: “Möge ein recht baldiger ehrenvoller Friede diesem gewaltigen, nutzlosen Ringen ein Ende bereiten.”

Unter anderen Umständen hätten wir bereits vor 3 Monaten als “altgediente Leute” zur Heimat entlassen werden müssen. Statt dessen hocken wir nun hier im fremden Land und werden unserer eigentlichen Lebensaufgabe immer mehr entwöhnt.

An der Front ist’s seit Weihnachten ruhig. Noch immer liegt dichter Nebel über der Natur.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 1.1.1916

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