1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

7.10.1914 Antwerpen gefallen.

/ / 7.9. - 8.10.1914 Rückzug von der Marne bis zur Aisne

Antwerpen gefallen. Abtransport eines großen Teiles der Truppen nach dem Norden. Auch wir sollen fort.

Ich gehe heute zur Beobachtung. Wir haben Ostwind. Das Wetter ist vollkommen klar und mit guter Sicht verbunden. Links von uns befindet sich jetzt eine 4. Beobachtung, und zwar die der neuen 10cm Batterie, die den ganzen Morgen den Ort Cormicy unter Feuer nimmt.

Der Feind hat anscheinend nicht mehr viel zu verkaufen. Er schießt nur wenig. Ein von ihm hochgelassener Ballon muss mindestens 10 mal wieder heruntergezogen werden.

NIcht besser ergeht es 3 französischen Fliegern, welche uns nacheinander zu beunruhigen suchen. Sie werden mit wenigen Schrapnells unserer Ballonabwehrkanone, die 30 Schuss in der Minute abgeben kann und ihrer Aufgabe vorzüglich gewachsen ist, schleunigst nach Hause geschickt.

Gegen 10 Uhr erhalten wir Nachricht, dass die Festung Antwerpen gefallen ist. Alles ist erfreut und malt sich den gewiss nicht geringen Jubel in der Heimat aus, die so lange bangen Herzens auf Nachrichten von der Front warten musste.

Der Erfolg scheint auch in unserem Abschnitt einen gewaltigen Umsturz auszulösen.

Nachdem während der Nacht ein großer Teil der hier liegenden Infanterie herausgezogen und zum Abtransport nach dem rechten Flügel auf der Eisenbahn verladen wurde, sollen wir heute abend unsere Stellung zu dem gleichen Zweck verlassen, jedoch mit dem Unterschied, dass wir marschieren werden. In 3 Tagen müssen wir am Ziel Cambrai – etwa 150km von hier entfernt – sein.

Mittagessen 1 Uhr. Zu gleicher Zeit schicken wir 8 Schuss nach Cormicy. Es ist übrigens der gleiche Ort, in dem wir die schreckliche Nacht vom 12. Zum 13.9. Verbrachten. Den Franzosen wir des dort jetzt sicher nicht wohler zu Mute sein als damals uns.

Der Nachmittag verläuft ruhig.

Halb 7 Uhr abends wird der Beobachtungsstand abgebrochen und die Fernsprechleitung aufgenommen. Um 7 Uhr stehen die Geschütze und Munitionswagen zum Aufprotzen bereit. 1 Stunde später sind alle in der Sammelstelle. Wir werden jedoch erst morgen abmarschieren.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 8.10.