1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

Zum Geleit!

/ / Uncategorized

Leisnig, 2.August 1914

Mein guter Ernst!

Wohl wissen wir nicht, ob Dich unsere Zeilen noch erreichen. Trotzdem kann ich es nicht unterlassen, Dir noch einmal zu schreiben. Schneller, als wir gedacht, haben sich unsere Befürchtungen erfüllt und nun ist ja auch wohl kein Zurück mehr.

Dass es uns wehe tut, von dir nicht persönlich Abschied nehmen zu können, kannst Du Dir denken. Doch will ich Dir das Herz nicht schwer machen. Mutig wollen wir der Zukunft entgegensehen. Gott behüte Dich, mein lieber Junge, auf allen Wegen.

Um uns sorge Dich nicht – und was das Geschick auch bringen mag, denke stets, dass Du uns nur Freude gemacht hast in Deinem jungen Leben und dass unsere heißen Wünsche für Dein Wohlergehen Dich überall hin begleiten.

Wenn irgend möglich, so schreibe uns einige Zeilen, damit wir wenigstens wissen, wo Du bist und wie es Dir geht. Nochmals meine innigsten Segenswünsche. Bleibe brav und halte dich tapfer.

Deine Mutter.

 

  1. Heute kann man sich nur schwer vorstellen, wie lange Mutter und Sohn auf Nachrichten vom jeweils anderen warten mussten. In unserer Zeit können drei Stunden ohne WhatsApp-Online-Anzeige schon Sorgen auslösen – wie schwer muss das Warten damals gewesen sein!

    Antworten

  2. Der Schrecken des Krieges wird wahrscheinlich erst umfassend klar, wenn man Briefe wie diesen liest. Die Idee zu diesem Blog ist wirklich gut und ein ganz besonderes Zeitdokument! Vielen Dank dafür!

    Antworten

  3. Vielen Dank für die sehr gute Idee und die eindrücklichen Zeitdokumente.

    Antworten

  4. Wenn man als Familienvater sieht, wie viel Zeit und Energie es braucht, ein Kind großzuziehen, kann man nicht verstehen, wie dieses junge Leben auch heute noch sinnlos verschwendet und geopfert wird.

    Vielen Dank für diesen Rückblick !
    Ein tolles Projekt, das ich gerne unterstützen werden !

    Antworten

  5. Wie sich die Eltern bemühen, ihm jetzt, wo es vielleicht ans Sterben geht, das Herz zu erleichtern, während ihres bricht – heftig.

    Antworten

  6. Die heutige Generation kennt den Krieg (Gott sei dank) nur als Fernsehen, Filmen oder Spielen – mich eingeschlossen (Jahrgang 1991). Ich selbst kann mir durch Erzählungen meiner Großeltern ein gutes Bild des 2. Weltkriegs machen. Leider stirbt diese Generation aus und in 20 Jahren wird vergessen sein, was einst die halbe Welt geteilt hat. Durch Ihren Urgroßvater leben die Ereignisse vor 100 Jahren erneut auf und die heutige Jugend hat die Chance daraus zu lernen und einen anderen Weg einzuschlagen!
    Danke dafür!

    PS: Falls Sie Hilfe bei WordPress benötigen, geben Sie per Mail gern bescheid.

    Antworten

Ein Pingback

  1. nicht.berlin / Die Entwicklung der Dinge – Tagebücher aus dem 1. Weltkrieg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert