1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

14.4.1915 Im Lager wird es immer schöner

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Nochmals Fernsprecharbeiten. Der Brunnen gibt bei 26m Tiefe Wasser. Im Lager wird es immer schöner.

Tahure

Tahure

Am Nachmittag wird durch mich und einige andere Kameraden eine Fernsprechleitung von unserer Protzen-Sammelstelle zur 50. Feldartillerie-Brigade gelegt – als Ersatz für die bereits gestern erwähnte vielumstrittene Leitung nach dem Gefechtsstand dieser Brigade bzw. nach unserer Beobachtung.

Die Arbeit ist diesmal ungefährlich.

Bei der Rückkehr zum Lager erfahren wird, dass unser Brunnen jetzt – also entgegen der alten Brunnenbauer-Weisheit – glücklich auf einer Tiefe von 26m angelangt ist und tatsächlich Wasser gibt.

Es war aber bisher bei dem Brunnenbau wie beim Lotteriespiel.

Obwohl jeder weitere Meter in die Tiefe die Hoffnungen von neuem trügte, obwohl bei jeder Ziehung immer wieder nur eine Niete herauskam, versuchte man sein Glück – trotz zunächst gegenteiliger Absichten – doch noch einmal, in der stillen Hoffnung, dass es nun endlich klappen werde.

Bei unseren hartnäckigen Bohrversuchen habe ich den Eindruck, als wenn wir diesmal wirklich gewonnen hätten – ob es aber mehr als ein Freilos sein wird, muss erst die Zukunft lehren.

Sollten jedoch unsere Bemühungen zwecklos gewesen sein, so blieben sie zumindest ein angenehmer Zeitvertreib. Mit irgendetwas muss man doch die Stunden totschlagen.

Unter solchen Umständen hat sich auch der Aufenthalt im Ruhelager bereits wesentlich zu unseren Gunsten umgestaltet.

Als wir hier ankamen, ging es uns genau wie seinerzeit in der flandrischen Ebene. Zunächst betrachteten wir unsere Unterkunftsmöglichkeiten mit etwas kritischen Augen – und nun finden wir sie fast paradiesisch.

In der kurzen Zeit unseres Hierseins haben fleißige Hände die letzten Spuren der Wildnis beseitigt. Die Wege sind sauber mit Knüppeln belegt und mit Geländern eingefasst. Vor jeder Unterkunft befindet sich, aus Birkenstämmen zusammengefügt, eine Bank, auf der es sich des Abends nach getaner Arbeit gut ruhen lässt.

Wir beziehen zurzeit den Segen des Frühlings aus erster Quelle.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 15.4.

  1. Vielleicht wurde die Frage schon gestellt, aber ich jetzt doch noch fragen. Hat Ernst Pauleit alle diese Bilder gemacht?

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  2. Und mir stellt sich die Frage, wie die Wasserqualität gewesen sein musste? Die ständigen Flächenbombardierungen und die ganzen Leichen auf dem Schlachtfeld stellten sicherlich ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Gab es keine Klagen bezüglich der Grundwasserverunreinigungen?

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    • Es ist nun schon sehr, sehr lange her, dass ich „Im Westen Nichts Neues“ gelesen habe, aber ich erinnere mich schwach daran, dass das in der Tat eine Gefahr war. Und das daher, Soldaten manchmal das Kuehlwasser der Maschinengewehre tranken. Trinken mussten…

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