Während der Nacht ist ein gewaltiges Gewitter niedergebrochen, das die Luft gereinigt hat und erneut für wunderbare Sicht zum Feinde sorgt.
Vormittags fahre ich mit einem Kastenwagen nach Görz zum Einkauf.
Ich bin erstaunt über diese Stadt, die ganz hinter Hecken, Bäumen und Bergen versteckt liegt, beim Betreten sich aber als ein verkehrsreicher Ort mit sauberen Straßen, vornehmen Häusern und einem schönen Volksgarten mit Palmen und Zypressen entpuppt.
Noch findet man überall Bevölkerung, die sich an die tägliche Gefahr gewöhnt hat und nicht von ihrem Eigentum lassen will. Die Geschäfte sind jedoch nur zum Teil geöffnet. Ihre Waren finden reißenden Absatz – trotz unverschämter Preise.
Die innere Stadt ist bisher verhältnismäßig wenig beschossen worden. Meist sind es die Kasernenanlagen und die Vororte, die vom Feinde mit Artilleriefeuer (Granaten und Schrapnells) belegt wurden und deshalb auch geräumt werden mussten.
Die Zugangsstraße, die wir benutzen, liegt teilweise nur 4-500m parallel zur eigenen Infanterielinie. Auf der anderen Seite, etwa 200m hinter dem Isonzo, befinden sich die Italiener.
Den Schlüsselpunkt zu Görz bildet der Podgora jenseits des Isonzo, der bisher von den Österreichern trotz der gewaltigsten Anstrengungen der Feinde gehalten wurde. Solange dies weiter geschieht, können wir beruhigt sein.
Trotzdem laufe ich mit einer gewissen inneren Unruhe durch die Straßen, trinke in Hast ein Glas Bier im “Hotel zur Post” und lausche nur mit halbem Ohr dem Promenadenkonzert einer Militärkapelle, währen ddas andere Ohr spannt, wohin sich das Pfeifen der Geschosse in der Luft verirrt.
Im Café “Corso” soll noch vor wenigen Tagen eine Granate unter den Gästen ganz unvermittelt aufgeräumt haben.
Eine zum Brückenkopf führende Straße ist mit Brettern vernagelt, auf denen mit großen Buchstaben die Warnung: “ Vorsicht! Flintenkugeln!” zu größerer Eile mahnt.
Wir kaufen reichlich Gemüse ein. Das ist das einzige Billige, denn die tägliche Hitze sorgt auch während des Krieges unvermindert für Zuwachs. Bohnen kosten beispielsweise heute 16 Heller das Pfund, Gurken 16 Heller das Stück. Fleisch dagegen ist kaum erschwinglich. Für Schinken zahlen wir 8 Kronen das Pfund. Brot ist überhaupt nicht mehr zu haben.
Auf der Rückfahrt werden wir mit Schrapnells beschossen. Sie liegen jedoch zu hoch und haben keine Wirkung.
Im übrigen herrscht an der Front Ruhe. Sie ist für die Österreicher zurzeit nur Abwehrfront. Vorstöße kommen also für uns nicht in Frage.
Vor dem Schlafengehen lauschen wir noch den Klängen einer ungarischen Kapelle unweit unseres Lagers.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 18.7.
Raininho
Hat mich mal interessiert, wie teuer das heute vegleichsweise wäre. Auf die schnelle habe ich das gefunden:http://www.1133.at/document/view/id/475.
Demzufolge wäre in den Kriegsjahren 1 Krone etwa 2€ wert.
Der Heller ist das Hundertstel einer Krone.
Sprich: 1 Kg Bohnen = 64 ct. eine Gurke 32ct.
Schinken 32€ das Kg.
Einen luftgetrockneten bekommt man zu etwa 25€/Kg.
Weitergerechnet:http://www.rhein-zeitung.de/region/der-erste-weltkrieg_artikel,-Erster-Weltkrieg-Ulan-hatte-Anrecht-auf-1140-Mark-Sold-_arid,1139993.html#.VaeSj_ntlBc.
im günstigsten Fall würde ein Ulan 21 Mark bekommen * 15 (http://www.wer-weiss-was.de/t/umrechnung-mark-vor-1914-in-euro-von-heute/5097954/2) wären etwa 315€.
Da wird der Schinken auf einmal wirklich unverschämt teuer.
Ob man das so wirklich rechnen kann, sei mal dahin gestellt.