Ein schmähliches Fiasko der italienischen Flieger.
Die Beschießung des Ortes Vertojba und unseres Lagers hat sich nicht wiederholt, ist also anscheinend nur eine Aktion ähnlich der unseren vom 15.12.1915 (Beunruhigung des Hinterlandes). Auch in der Kampflinie ist es verhältnismäßig ruhig geworden.
Heute trat jedoch ein Ereignis ein, das ich an dieser Front schon längst als frommen Wunsch betrachtet hatte, aber noch nie mit eigenen Augen erleben durfte: “Der Abschuss eines feindlichen Flugzeuges.”
Die Fliegerbesuche der Italiener waren bei der augenblicklich klaren Sicht fast zur Tageskost geworden. Stets wurden die Störenfriede von unseren Flugzeug-Abwehrbatterien unter heftiges Feuer genommen, doch immer wieder entwischten sie, obgleich unsererseits auch noch Kampfflieger in Tätigkeit traten.
Man bekam allmählich eine gelinde Wut darauf, dass es gar nicht gelingen wollte, ihnen beizukommen.
Heute sollte es nun anders werden. Schon am frühen Morgen tauchten 2 feindliche Flugzeuge auf, denen kurz darauf ein drittes, ein viertes und noch weitere folgten, bis zuletzt sieben Stück an der Zahl über unseren Köpfen schwebten. Sie hatten Kampfstellung eingenommen und flogen nach Nordosten.
Unsere eigenen Flugzeuge – endlich einmal frühzeitig genug benachrichtigt – zeigten sich ebenfalls bald in der Luft und setzten ihnen nach. In kurzer Zeit war der Schwarm der Riesenvögel unseren Blicken entschwunden.
Einige Stunden später jedoch klang wieder der bekannte summende und surrende Ton in den Lüften, der ihre Rückkehr ankündete.
Als erster näherte sich ein italienischer Doppeldecker. Er schwebte in geringer Höhe über uns und strebte in langsamem Gleitflug mit abgestellten Motoren den eigenen Linien zu. Trotz heftiger Beschießung gelang es ihm, kurz hinter den feindlichen Gräben niederzugehen.
Wenige Minuten darauf gab es erneuten Lärm. Ein weiterer italienischer Doppeldecker war von den österreichischen Kampfflugzeugen gefasst worden und musste ebenfalls im Gleitfluge – diesmal aber noch in unseren Linien – niedergehen. Ein guter Schuss aus dem Maschinengewehr eines unserer Flugzeuge hatte – wie wir später erfuhren – den Piloten getötet und den Begleiter gezwungen, vorzeitig zu landen.
Es war ein befreiendes Gefühl, endlich einmal einen dieser Plagegeister unschädlich zu wissen.
Der Notlandungsplatz befand sich ganz in unserer Nähe, weshalb ich die Gelegenheit benutzte, mir den Raubvogel etwas genauer zu betrachten. Ich war erstaunt über seinen Riesenumfang. Er besaß 3 Propeller und außerdem eine umfangreiche Bombenabwurfvorrichtung.
20m von ihm entfernt stand ein österreichisches Kampfflugzeug, das – gleichfalls wegen Motordefektes landen musste. Es nahm sich gegenüber dem feindlichen wie ein Zwerg aus, trotzdem es für 2 Personen Platz bot.
Das feindliche Fliegerunternehmen sollte wahrscheinlich eine Wiedervergeltungsmaßnahme für die vor einigen Tagen von den Österreichern durchgeführte Bombenbelegung von Mailand und anderen Orten hinter der italienischen Front sein. Ich glaube aber, sie ist den “Makkaronis” schlecht bekommen.
Über das Schicksal der weiteren Flieger habe ich bis jetzt nichts erfahren können.
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 20.2.
Michael Hoffmann
Laut
http://www.militaryfactory.com/aircraft/ww1-italian-military-aircraft.asp
sollte es hier wohl eine Caproni Ca.1 gewesen sein.
Interessant der Kommentar auf obiger Webseite, dass Italiener und Russen fuehrend in der Entwicklung schwerer Bomber waren. Zu welchen die Ca.1 zaehlte.
Daniel
Hmm ich glaub eher es ist eine Caproni Ca.3
https://en.wikipedia.org/wiki/Caproni_Ca.3
Daniel
Ok wer lesen kann…der Prototyp der Ca.3 flog erst spät im Jahr 1916. Also ist es doch eine Ca.1 😀
mad
Der Abschuss hat es auch in den österreichischen Heeresbericht am Folgetag geschafft:
http://www.stahlgewitter.com/16_02_19.htm#KUK
Der Angriff der Italiener galt Laibach
(heute: Ljubljana, Hauptstadt Sloweniens).
Fabio
The italian aircraft is:
Caproni Ca.300HP (Factory des.) Ca.1 (Military des.) Ca.32 (After the war)
The bomber in the picure is the Ca.703 (703 is the serial number) shot down near Merna (Gorizia) pilots: Capt. Visconti (dead) ant Capt. Turilli (POW).
Can you translate please, the fabric sign ?
Thanks
André Gottwald
In memory of the warplane which shot down by austrian warplanes at Merna (Austrian Adria-coast ) 18.2.16. („Küstenland“ or „Küstenländische Front“ was the austro-hungarian denomination for the Isonzo-Front.)