1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

2.7.1915

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Anm: Dies ist die Fortsetzung des Tagesbucheintrages vom 1.7.

Das Taschenbesteck (Löffel und Gabel in einem Stück) kommt dabei wieder zu Ehren. Die meisten besitzen jedoch schon keins mehr und müssen ihre Suppe aus dem Trinkbecher schlürfen – ein schönes Vergnügen, wenn sie mit 80 Grad Celsius aus dem großen Kessel kommt!

Nach einem halbstündigen Aufenthalt fahren wir in Richtung Diedenhofen weiter.

Unterwegs bekommen wir eine neue Firma.

“Bespannte Fussartillerie-Batterie Nr. 103” soll sie heissen.

12 Uhr mittags Ankunft in Metz. Mittagessen aus der Verpflegungsanstalt.

2 Uhr weiterfahrt Richtung Saarbrücken. Ankunft daselbst 5 Uhr nachmittags. Nach einer halben Stunde sind wir wieder auf der Achse.

Um 7:30 Uhr abends langen wir in Zweibrücken an. In der halbstündigen Aufenthaltspause wird eine kräftige Suppe eingenommen. Dann setzt sich der ganze Tross erneut in Bewegung – weiter gen Osten – weiter ins Ungewisse, denn nirgendwo ist bis jetzt über unser Reiseziel etwas zu erfahren.

Viertel nach 10 Uhr abends gibt es nochmals kurzen Aufenthalt in Landau (Bayern)*. Dann legen wir uns schlafen.

Die Eindrücke, die wir – gleichviel, ob wir schon in der Heimat zu Besuch weilten, oder jetzt zum ersten Mal seit Kriegsbeginn die Muttererde wiederschauten – während des auf deutschem Boden verbrachten Teiles unserer Fahrt empfingen, werden uns unvergesslich bleiben.

Überall begegnen wir einem freudigen Zujauchzen der Bevölkerung. Klein und groß, jung und alt, Männlein und Weiblein – sie alle hatten an jedem Ort und zu jeder Stunde einen Gruß für uns über. In manchen Augenblicken musste ich mich zusammenreißen und mit Gewalt die aufkommenden Tränen zurückdrängen. War es die Rührung allein, die mich ergriff, oder zerrte schon das Heimweh an mir? Ich weiß es nicht. Noch haben wir ja deutschen Boden unter uns – und darum wollen wir morgen mit frischem Mut vorwärts blicken!

* 1914 gehörte die Pfalz zum Königreich Bayern. Landau ist demnach auch das heutige Landau(Pfalz), nicht Landau an der Isar.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 3.7.

  1. Challerange – Landau von Mitternacht bis 22 Uhr sind etwa 325 km …

    Klingt nicht berauschend auf den ersten Blick, aber in den 80er Jahren brauchte die Bundesbahn für die Verlegung einer Panzermörserkompanie vom Norden Bremens zum Übungsplatz Bergen Munster Nähe Lüneburger Heide auch noch deutlich über 12 Stunden für etwa 100km und zwar in der verkehrsarmen Nacht von Freitag bis Samstagmittag.

    War damals auch ein Erlebnis, wie eine so kurze Strecke so lange dauern konnte. Und ja, es gab auch da Suppenkost und EPA.

    Jedenfalls sind es heute von Landau nach Gorizia am Isonzo, vormals Görtz, per PKW noch 825 km …. Mal sehen, wie viele Tage er noch brauchen und wann erfahren wird, wohin es den Sommer geht.

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