1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

21.1.1918

/ / Nochmals nach dem Norden (Cambrai) 20.1.18-26.3.18

Ein dreistündiger Fußmarsch bringt uns über Ferrière la Grande (wo unsere Geschütze zur Reinigung und Auffrischung abgegeben werden) nach Consolre, einem Städtchen von etwa 3000 Einwohnern nahe der belgischen Grenze.
Hoffentlich bleibt unsere Ruhe diesmal von den bekannten unangenehmen Begleiterscheinungen verschont.

 

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 3.2.

  1. Der Ort muss Cousolre heißen. Wie weit ist das hinter dem damaligen Frontverlauf?

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  2. Hauptschulblues dankt an dieser Stelle für Ihre großartige Arbeit.

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  3. ein wichtiges und lehrreiches Projekt!

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  4. Ernst Pauleit hat trotz allem riesiges Glück gehabt, er hat nicht viel von dem absoluten Grauen dieses Krieges mitgemacht, kein Giftgaseinsatz in Flandern, kein Vegetieren in Laufgräben, kein Mann gegen Mann kämpfen und töten. Sein Elend war schlimm genug, aber er hat wohl wenig, wenn überhaupt, von den Millionen Toten, Verwundeten, traumatisierten Kämpfern an vordester Front gewusst oder darüber nichts gesagt.

    Auch ich danke für die tolle Arbeit.

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    • Hmm,
      ich weiß nicht Recht, ob wir hier 2 verschiedene „Filme“ sehen bzw. 2 verschiedene Tagebücher lesen, denn das Geschriebene kann ich so absolut nicht teilen:

      „er hat nicht viel von dem absoluten Grauen dieses Krieges mitgemacht, kein Giftgaseinsatz in Flandern, kein Vegetieren in Laufgräben, kein Mann gegen Mann kämpfen und töten“

      Was sind denn Giftgasgranaten, danach Atemprobleme anderes als ein Giftgaseinsatz und dessen Beschreibung?
      Ja, er hat überlebt, aber deshalb muss es doch nicht heißen, „er hat nicht viel mitgemacht“.

      Das Vegetieren steht immer mal wieder beschrieben, wenn ich mich so an die Rattenzählerei, die Läuseplage, das Essen und was auch immer an Details erinnere, wenn es Richtung vorgeschobener Beobachtungsposten oder Prüfung von Drähten ging. Da flogen doch laufend Granaten durch die Gegend, traf es Kameraden und vielleicht nicht ihn oder nicht so, dass er es über sich schreibend für erwähnenswert hielt, aber über andere. Zudem hat er doch abgelehnt, in der „sicheren Schreibstube“ zu verweilen und er schrieb doch auch unlängst, wie die eigenen Beobachter zum Ziel wurden in den Baumwipfeln.

      Er hat doch sogar die Verlustzahlen gekannt, als er auf der Schreibstube war und sich gewundert.

      Der Kommentar passt jedenfalls so nicht zu dem Tagebuch, was ich hier las. Kann ja nicht alles eine Wiederholung von „Im Westen nicht Neues“ oder „Stahlgewitter“ sein.

      Das Ganze war doch schlimm genug, wie er es beschrieben hat, von Montonie, Elend, Abstumpfen, Zweiklassen System, Leben in permanenter Gefahr, falschen Schritten zur Seite, die den Tod bedeuten wie an der Isonzo Front, wie fremd ihm die Heimat vorkam oder er sich falsch verstanden bzw. bestaunt fühlte, dass er sich zurück an die Front sehnte.
      Wenn er einer sich nichts sehnlich wünscht, als wieder heil in die Heimat zurückzukommen, sich angewidert fühlt von der Obrigkeit, weil er einen Zug nicht nehmen darf, der ihn schneller gen Heimat bringen würde, um sich dann auf der Rückfahrt zu wundern und wieder froh zu sein, dann muss da doch was Außergewöhnliches erlebt worden sein, nicht so sehr zu Haus, als viel mehr an der Front. Übrigens bekamen die Soldaten schon regelmäßig von der Heimat mitgeteilt, welcher Nachbar / Nachbarssohn gerade eingezogen, verwundet oder erschossen worden war oder als vermisst oder gefangen galt. Bei meinem Uropa waren die fast tgl. Briefe und Karten voller Informationen und Fragen zum Schicksal der Nachbarn. Jeder kannte die Toten seines Dorfes und konnte doch selber hochrechnen, wie viele im Dorf im Felde standen und fielen. Was soll man in seinen Tagebüchern Briefe wiederholen, die man erhielt oder schrieb?

      Ich glaube, der Autor hat genug vom „absoluten Grauen“ erlebt und hier auch thematisiert. Das Glück des Überlebenden mag er gehabt haben, aber noch ist der Krieg nicht zu Ende, jede Verwundung tgl. möglich.

      Ansonsten einfach mal the great war auf youtube schauen, wo jede Woche mehrfach die Lage an all den Fronten dargelegt wird mit allen Hintergründen von Ernährung Front / Heimat bis Technologie / Politik / Gesellschaft / Kunst / Aufständen … von dem Ernst Pauleit vielleicht nicht schreiben konnte, weil zu weit weg für ihn.

      Jedenfalls kann man das so nicht einfach stehen lassen:

      „er hat nicht viel von dem absoluten Grauen dieses Krieges mitgemacht, kein Giftgaseinsatz .., kein Vegetieren in Laufgräben“

      Das wird dem Tagebuch keinesfalls gerecht.

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      • Ich denke, dass sich mancher Infanterist im Schützengraben gewünscht hätte, hinten bei der Artellerie sein zu können.

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      • Ich denke, dass ALLE Infanteristen sich gewünscht hätten, hinten bei der Artillerie sein zu können.
        Wenn Ernst z.B. von „Hunderten Verlusten“ bei den Infanteristen schreibt, kann man schon mitleiden.
        Aber es war im Schützengraben etwa bei tagelangem Artilleriebeschuss, gegnerischen oder eigenen Sturmangriffen noch was ganz anderes. Wenn dort von Hundert Kameraden 95 tot sind usw. … tägliche Tagebuchberichte etwa eines solchen Infanteristen wären wohl sehr schwer zu ertragen.
        Im Umfeld von Ernst Pauleit ist es „nur“ vereinzelt zu Toten gekommen.
        Die Erlebnisse von Ernst Pauleit sind auf jeden Fall ein sehr eindruckvolles Zeugnis. Mein Grossvater war auch bei der Artillerie gewesen. Er hat aber nie weiter davon erzählt. Mein Vater musste mit 17 Jahren noch 1945 zur Flak und hat auch einen Freund dort verloren. Er selbst hat auch nie darüber gesprochen.
        Ich habe hier auch alle Berichte gelesen. Danke Julian Finn!

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