Erst gegen 7 Uhr wird es hell. Wir erwachen gerade im rechten Augenblick, um den herrlichen Semmering in seiner vollen Pracht bewundern zu können. Rund herum und immer wieder rund herum geht die Reise. Ungeahnte und ungezählte Schönheiten tun sich dem Auge auf. Ein überwältigendes Bergpanorama, an dem ich mich nicht satt zu sehen vermag.
10 Uhr morgens sind wir in Österreichs Residenz Wien.
Wir geben unser Gepäck auf, reinigen und erfrischen uns — und dann geht es von einer Straße zur anderen, aus dem ersten Kaffeehaus in das zweite – uns wieder an Menschen ohne Uniform gewöhnen.
Auch dem Prater statten wir einen Besuch ab. Doch in die Stätte ehemaligen Frohsinns ist die öde Leere eingekehrt. Alles steht still und verlassen da – selbst das Riesenrad geistert untätig in die Luft. Wir flüchten zur Innenstadt zurück. Bald sind wir mitten in dem Getriebe des Straßenlebens wieder warm.
10 Uhr abends suchen wir den Bahnhof auf, um kurz darauf Wien zu verlassen; leider jetzt im Bummelzug. Die Fahrt deucht uns eine Ewigkeit.
In Salzburg wird der ganze Schwung ausgeladen. Hier gibt es neue (deutsche) Fahrscheine — dabei wachsen mir die Beine in den Leib.
Erst nach einer halben Studne sitzen wir glücklich im nächsten Zug. Mein Wagen hat unterwegs das Pech, sich heißzulaufen. Auf freier Strecke und mitten in der Nacht muss ich mir ein anderes Unterkommen suchen und nebst anderen nunmehr mit einem Stehplatz in Laufgang fürlieb nehmen, obwohl das vor meinen Augen liegende Abteil 2. Klasse nur mit 2 Offizieren und — einem Hund belegt ist?!
Der nächste Tagebucheintrag folgt am 23.11.
W.A. Fischer
Scheint damals min. 3 Klassen bei der Bahn gegeben zu haben.
Abifiz
Es gab damals bei den Eisenbahnen vier Klassen.