1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

23.5.1915 Pfingstsonntag

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Pfingstsonntag. Waldgottesdienst mit Abendmahl. Kündigung des Dreibundvertrages durch Italien. Kriegserklärung Italiens an Österreich – ein dreifaches Hurra und tausend eiserne Grüße an den Feind. Die Franzosen ärgern sich.

Das Wetter beschert uns einen herrlichen Festmorgen und gibt uns Gelegenheit, an einem Feldgottesdienst und der Feier des heiligen Abendmahls in der nahegelegenen Waldkapelle teilzunehmen.

Im linken Abschnitt rollt währenddessen der Kanonendonner.

Der Nachmittag verläuft entsprechend der Würde des Tages. Er schließt mit einem gemütlichen Beisammensein bei einem Fass Pilsener Urquell, das die Batterie als Pfingstgabe gestiftet hat.

Wir leeren es in der Hoffnung auf ein weiteres gutes Gelingen unserer Unternehmungen und auf einen baldigen Frieden — trotz der schuftigen Handlung unserer einstigen Bundesgenossen, der Italiener, deren Kündigung des Dreibundvertrages uns bereits gestern als vollendete Tatsache mitgeteilt wurde.

So sieht Freundschaft leider oft aus – wenn man sie braucht. Aber nicht einen einzigen gibt es unter uns, der glaubt, dass das Eingreifen Italiens unser Kriegsglück entscheidend beeinflussen könnte. Im Gegenteil, wir alle brennen darauf – ehe wir wieder nach Hause ziehen – diesem Lumpenpack noch einmal zu zeigen, was eine deutsche Harke ist.

Die in der Heimat schon hier und da auftauchenden Zweifler und Wankelmütigen aber sollten sich an der Zuversicht der Kämpfenden im Felde ein Beispiel nehmen!

Gegen Abend wird die Kreigserklärung Italiens an Österreich bekannt.

Wir nehmen sie nach dem Voraufgegangenen als etwas selbstverständliches hin und gedenken unserer stammverwandten Bundesgenossen mit einem dreifachen “Hurra”, das zugleich das Gelöbnis unwandelbarer Treue ausdrücken soll und eine wirkungsvolle Bekräftigung in den tausend eisernen Grüßen unserer gesamten Artillerie abends 11:30 Uhr findet.

Nun kann der Tanz beginnen. Einstmals hieß es “Gott strafe England!” Ich aber sage: “Der Teufel hole die verd… Makkaroni!”

Das Hurra an der Front und unsere eisernen Grüße werden von den Franzosen mit einem wütenden Gebälvere und Gedonnere beantwortet. Ihre Wut scheint auch gegen 1 Uhr nachts noch nicht ganz abgekühlt zu sein, da sie um diese Zeit erneut einen gewaltigen Feuerspektakel beginnen. Ein Angriff ist damit nicht verbunden.

Die Batterie hat übrigens eine weitere Pfingstgabe aufzuweisen – ein junges Fohlen. Die Vaterschaft wird im Augenblick noch stark umstritten. Kein Mensch weiss, wie, wann und wo es geschah!

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 24.5.

  1. Das mit Italien hat sich lange vorher angekündigt. Schon Ende 1914 haben die Italiener schon den Papst, der österreichfreundlich war und einen Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmächte wollte, umbringen lassen.
    Die von den Allierten versprochene Annektion bis zum Brennerpass und Istrien hat gelockt. Da wollte man sich nicht von einem Papst stören lassen.

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  2. Pius X. starb am 20. August 1914 in Rom an einem Herzinfarkt.

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  3. Bereits im Frühjahr 1913 haben Poincare und Pochin (ein Kirchenvertreter) darüber gesprochen wie sie deinen Papstnachfolger bekommen der Frankreich unterstützt.
    Das Bekanntwerden einiger, weniger Details führte zu einer Kabinettkrise, doch die vollständige Veröffentlichung wurde verhindert.
    Herzinfarkt kann durch vieles ausgelöst werden, das sollte jedem bekannt sein.
    Besser ist es doch man informiert sich zu Geschichte, sollte im Internetzeitalter einfach sein Daniel.

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    • Sorry, Tom, aber Daniel nennt ein Faktum. Du bewegst dich von Fakten hin zu Spekulationen und das in einem Ton, den ich unabgebracht finde (mal abgesehen von Satzbau und Rechtschreibfehler). Ich lese hier neben den ergänzenen Informationen auch immer gerne die Meinungen der verschiedenen Diskutanten und freue mich, dass hier ein sehr angenehmer Diskussonsstil gepflegt wird. Das sollte meiner Meinung nach auch so bleiben.

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  4. Hi Tom,
    ich finde die Seite hier total genial und nötig.
    Unnötig finde ich hingegen, dass Leute wie du andere provozieren und sich hier als Schmalspurhistoriker aufspielen. Daniel, danke für den sachlichen Hinweis und für den Verzicht auf Verschwörungstheorien!

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  5. „Nun kann der Tanz beginnen. Einstmals hieß es “Gott strafe England!” Ich aber sage: “Der Teufel hole die verd… Makkaroni!”“ Ernst Pauleit wirkt an dem Tag nicht gerade demotiviert. Zwar sehnt er sich nachhause, aber auch gleichzeitig ist er voller Tatendrang und Patriotismus.
    Eine Achterbahn der Gefühle.

    Interessant finde ich, das er sich bei all dem was Geschehen ist und was er erlebt hat, nicht traut, das Wort „verdammten“ auszuschreiben.

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