1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

23.7.1915 Zurück nach Biglia

/ / Am Isonzo 1.7.1915-31.3.1916

Erwartungsgemäß ist aus dem Schlaf nicht viel geworden.

Ich musste um 10 Uhr mit einem zweiten Kameraden noch auf Nachtwache am Fernsprecher. Außerdem meldeten sich gar bald die kleinen hüpfenden und beißenden Tierchen – und das Jucken und Kratzen gab uns Arbeit für die ganze Nacht. Jetzt ist auch dieser Schmerz wieder vorüber.

Wahrscheinlich werden wir heute Abend aus der Karststellung herauskommen.

Von Land und Leuten nehmen wir diesmal gern Abschied.

Nichts hält uns hier fest. Weder die unwirtliche Gegend, noch die schmutzigen und ärmlich eingerichteten Bauernhütten, noch die Unsauberkeit der Leute selbst.

Man bekommt einen wahren Ekel vor allem, was man sieht und anfasst.

5 Uhr nachmittags geben wir unser Lager auf.

8 Uhr abends geht es mit Sack und Pack talwärts. Der Weg führt diesmal über Oppacchiasella, an unserer alten Sammelstelle – der Ziegelei von Merna – vorüber bis kurz vor Biglia.

Halb 11 Uhr nachts treffen wir ein. Wir schlagen unmittelbar an der Hauptstraße unser Biwak auf – das heißt, wir breiten einfach unsere Decken aus, legen uns darauf und schlagen die Enden über uns – wie schon so oft. Mit Regen wird nicht gerechnet; denn sonst dürfte uns dies Lager wohl schlecht bekommen.

Noch ehe ich einschlummere, drängt sich mir die Strophe eines Liedes auf, das wir des öfteren singen:

“Sollt’ ich unter freiem Himmel

Schlafen in der Feldschlacht ein,

Pflanzt auf meinem Heldengrab

Blümlein blau, Vergiss-nicht-mein!”

Aus „Deutsche Lieder zum Schutz und Trutz“

Aus "Deutsche Lieder zum Schutz und Trutz"

Tatsächlich sind wir der Gefahr näher, als wir glauben..

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 24.7.

  1. Wo ich gerade dabei bin: Mögliche Route.
    Oppacchiasella ist vermutlich Opatje selo
    Merna ist vermutlich Miren
    Biglia ist vermutlich Bilje

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