1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

24.6.1915 Fliegen- und Fliegerplage.

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Fliegen und Fliegerplage. Unser zoologischer Garten.

Das schöne, sonnige Wetter hat neben der “Fliegen-“ noch eine rechte “Flieger”-Plage ausgelöst. Fast zu jeder Stunde summen die großen Konkurrenten in der Luft herum – und bei dem Streit da oben fällt auch für uns hin und wieder etwas ab. Wir ziehen es deshalb vor, nur die Nasenspitze aus unserem Bau hinauszustecken.

Sind die Flieger aber fort, dann zieht es uns wieder mit Macht nach draußen.

Meist hocken wir vor unserem “zoologischen” Garten. Die Untätigkeit in der Champagne gebiert sonderbare Einfälle. Auch dieses Stück “Frieden” mitten im Kriege gehört zu ihnen.

Vor kurzem zog plötzlich ein Kamerad mit 3 jungen Füchsen in das Lager ein. Er hatte sie bei seinem Streifzug durch die Gegend ausgegraben. Da sie für die Pfanne nicht taugten, blieb nur übrig, einen Käfig zu bauen.

Die Tiere aber bewiesen schon während der ersten Nacht, dass sie trotz ihrer Jugend von den Alten gelernt hatten. Als wir uns am nächsten Morgen die Bescherung besahen, da fühlte ich mich unwillkürlich versucht, das bekannte Lied von den 12 kleinen Negerlein umzudichten:

“ Drei kleine “Füchselein”, die kamen her von Reims,

Doch als die Nacht vorüber war, da waren sie nur noch “eins”.

Dies eine wurde nunmehr schleunigst an die Kette gelegt und bildet das Hauptstück unserer Sammlung “wilder” Tiere.

Über ihm hausen noch 5 Krähen. Auch sie befanden sich zunächst in größerer Familie. Plötzlich fiel jedoch dem Meister “Reinecke” die Geschichte mit der “Gans” ein – und siehe da, sie glückte auch bei einer der Krähen. Nur ein paar Schwanzfedern blieben als sichtbarer Beweis dieser seltsamen Fuchsfreundschaft über.

Seitdem hüten sich die übriggebliebenen 5 vor allzu großer Zutraulichkeit, obwohl der Rotschwanz sie mit süss-sauren Blicken beäugt, als ob er sagen wollte: “ Nein, diese Trauben sind mir doch zu sauer!”

Und auch die Elstern, Karnickel und Eichhörnchen nebenan, lehnen seine Annäherungsversuche ab.

Für uns aber bedeutet das ganze eine willkommene Belebung des mitunter schon wieder einmal recht langweilig werdenden Frontlebens.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 25.6.

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