1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

27.7.1915 Leben und Treiben auf der Straße zur Front

/ / Am Isonzo 1.7.1915-31.3.1916

Das Leben und Treiben auf der Straße zur Front. Das österreichische Völkergemisch.

An der Front ist alles ruhig. Die Verwundetenzüge haben nachgelassen. Im übrigen aber geht es auf dieser “einzigen” Straße zur Front ewig hin und her.

Diesmal sind es die vielen Arbeitskolonnen, die mein Interesse wecken und mich zu kürzerer Betrachtung zwingen.

Von ihnen scheint es im österreichischen Heere ungezählte Arten zu geben. Sie sind nur in Zivil gekleidet, stehen unter militärischem Kommando und müssen in der Hauptsache die Wege im Gebirge herstellen und instandhalten.

Meist bestehen sie aus Leuten, die entweder dienstuntauglich sind, als heeresunsicher gelten (was in der Buntscheckigkeit des österreichischen Heeres durchaus nicht überraschen kann) oder zum Kriegführen zu dumm sind.

Das Letztere ist meiner Ansicht nach überwiegend bei den Bosniaken der Fall, die sich durch ihre primitiven Lebensgewohnheiten und ihre dürftige Kleidung ganz besonders auszeichnen.

Diese besteht – von oben angefangen – nur aus einem alten Calabréser, einer Mütze, einem Turban oder einem Fez – einem zerrissenen Rock, einer Lederweste oder einem Wams und zuletzt aus einer dreiviertellangen (auf Hochwasser eingestellten) Tuchhose oder einer Unterhose — oder gar bloss aus langen flatternden Beinkleidern ähnlich einem Weiberrock.

Die Leute laufen ohne Ausnahme barfuss. Eigenes Denken gibt es bei ihnen nicht. Willenlos, wie eine Hammelherde, lassen sie sich vor- und rückwärts treiben. Die Peitsche oder Knute kommt bei ihren Vorgesetzten öfter zur Tätigkeit, als einem deutschen Auge lieb ist.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 28.7.

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