1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

28.7.1915 – 600 Schuss in 3 Wochen.

/ / Am Isonzo 1.7.1915-31.3.1916

600 Schuss in 3 Wochen. Warum die Verpflegung so schauderhaft ist.

Es ist wieder brennend heiß.

An der Front herrscht Ruhe. Wir selbst schießen ebenfalls nicht, da unsere Munition bei den verschiedenen feindlichen Angriffen der letzten Tage völlig draufgegangen ist. Insgesamt haben wir bis jetzt 600 Schuss nach den Italienern geschickt und damit Unheil genug angerichtet.

Eigentlich sollten wir heute zur Erinnerung an die vor einem Jahr erfolgte österreichische Mobilisierung eine besondere “Zubuße” an Lebensmitteln erhalten. Aber durch den verfl… Schlendrian, den ich schon mehrmals geisselte, sind wir um dieses Vergnügen gekommen.

Die für uns bestimmten Sachen – Käse, Wurst und dergleichen waren sämtlich in der Hitze verdorben und mussten nach ihrer Ankunft vergraben werden. Für uns umso schmerzlicher, da wir seit Wochen nichts weiter zur Kost haben, als morgens Kaffee und ein Stück trockenes Brot, Mittagessen aus der Feldküche – leidlich – und abends wiederum nur ein Stück Brot mit Kaffee.

Man nähert uns in dieser Hinsicht anscheinend allmählich der Bosniaken-Kultur an. Unter den vorliegenden Umständen geht beinahe jeden Tag einer der Kameraden krank ins Spital ab. Die Zurückbleibenden aber können ohne Ausnahme eine bedeutende Gewichtsabnahme feststellen. Wie das noch enden soll, ist mir ein Rätsel.

Das Traurige dabei ist nur, dass uns laut großartig aufgestellten Listen und Verzeichnissen täglich Wurst, Käse, Fett und sonst was zustehen – vorausgesetzt, dass die vorhandenen Zufahrtswege das Heranschaffen ermöglichen. Kommt dann aller Jubelwochen ein solcher Verpflegungsschub wirklich einmal bis zur Front, so kann es uns gehen – wie heute- dass nichts mehr davon genießbar ist, oder – ehe man etwas davon erfährt – schon alles verteilt wurde.

Ein Nachempfang nicht erhaltener Verpflegung – das ist vorsichtshalber gleich überall bekanntgegeben und angeschlagen – findet jedoch nicht statt. Eine feine Sache umso mehr, als man keine Möglichkeit hat, sich für sein eigenes Geld etwas zu ergänzen. Es sei denn, dass man für 1kg Käse 8 Kronen, für 1 kg Wurst 12 Kronen usw. Anlegen möchte.

Doch dazu sind wir wahrhaftig zu arm und auch nicht dumm genug. Also schieben wir weiter lustig Kohldampf und freuen uns des schönen Erdendaseins!

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 29.7.

  1. Tolles Projekt. Ich schaue jeden hinein und bin gespannt, was der Tag für den Herrn Pauleit bereit hält.

    Aber man könnte die Kraftausdrücke ruhig ausschreiben und ein verflucht nicht mit verfl… abkürzen. Das spiegelt doch die Empfindungen am Besten wieder.

    Ebenso wäre ein ausschreiben der Namen wünschenswert.So würden sie ein Gesicht bekommen.

    Antworten

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