1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

30.6.1915 Im Sammellager von Monthois

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus.

Am Nachmittag kommt ein Telegramm, wonach unser Batterieführer, Oberleutnant K., zum Führer einer neuen 13cm Kanonen-Batterie bestimmt worden ist, die er noch heute übernehmen muss.

6 Uhr nachmittags läuft folgendes weitere Telegramm ein: “ 1. Batterie Fussa. 50 stellt zu dieser Batterie 10 Mann.”

Ich ergreife die Gelegenheit beim Schopfe, um aus der augenblicklichen Eintönigkeit des hiesigen Kriegsschauplatzes herauszukommen, und stelle mich kurzentschlossen mit zur Verfügung.

Bereits 7 Uhr abends – nach eiligem Zusammenpacken unserer sieben Sachen und kurzem Abschied von den alten Kameraden – verlassen wir zu 10 Mann das Lager, um mit einem Kastenwagen nach Monthois, etwa 15km rückwärts, zu fahren.

Um 10 Uhr abends treffen wir am Ziel ein und sind überrascht, vom Kriege kaum noch etwas zu spüren.

Schöne gepflasterte, saubere Straßen, blühende Bäume und grünende Gärten vor den Häusern grüßen uns – es ist alles wie daheim.

Für heute beziehen wir Quartier in Holzbaracken. Dort haben sich bereits 30 Kameraden von den verschiedensten Fußartillerie-Regimentern dieses Frontabschnittes eingefunden. Ein wahres Völkergemisch: Bayern, Sachsen, Rheinländer, Westfalen, ist zusammengekommen. Um mich in ihrem Sprachengewirr zurechtzufinden, werde ich mir wohl einen Sprachführer zulegen müssen!

11 Uhr liege ich auf dem Strohlager und stelle fest, dass uns keine Sprachunterschiede mehr von einander trennen. Wir schnarchen alle die gleiche Note.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 1.7.

  1. Ist der am 28.6. angekündigte Beitrag für den 29.6. evtl. übersehen worden?

    Am 28.6. hieß es:
    „Der nächste Tagebucheintrag folgt am 29.6.“

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  2. Danke für den Hinweis, das war ein Fehler unsererseits. Am 29.6. gibt es keinen Eintrag.

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  3. Korrektur: Für den 29. war die Bildersammlung geplant, die jetzt aber aus technischen Gründen erst am 30. eingestellt werden konnte.

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    • Ja, habe die Bilder auch entdeckt, die einen guten Einblick geben in den Alltag, den er beschrieb.

      Vielleicht weiß das ja einer:

      Sind das alles die gleichen Geschütze?

      Wie viel Mann gehörten zu einer solchen Geschütz Mannschaft?

      Was haben die für Munition verschossen?

      Kamen die Granaten und Treibladungen getrennt voneinander ins Rohr?

      Waren das Hinterlader?

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      • auf den Bildern glaube ich eine 10,5 cm leichte Feldhaubitze 98/09 zu erkennen
        Ich meine es müssten 6 Mann Bedienung plus Geschützführer gewesen sein
        Getrennte Ladung mit bis zu 7 Ladungsbeutel in der Kartusche und Splitter-Spreng und Schrapnell Geschosse
        Natürlich Hinterlader (Vorderlader waren zu diesem Zeitpunkt seit ca 50 Jahren nicht mehr in Gebrauch)

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  4. Interessant, wie der angehende Beamte die Chance erkennt und beim Schopfe packt, ohne zu wissen, welche Hölle ihn da erwarten kann.

    Aber er scheint wohl seinem Oberleutnant K. viel zuzutrauen und zu vertrauen.

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    • Ich sah gerade erst anhand der Überschrift, dass das Kapitel bzw. die Etappe rum ist.

      Daraufhin schaute ich ins Inhaltsverzeichnis und sah, dass die Reise nun ganz woanders hingeht: ISONZO

      Das ist doch die neue Front im Süden mit Italien.

      Ob er im Moment seiner Meldung ahnte, dass es nach Italien ginge?

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  5. Um die Spannung zu erhalten habe ich deshalb auch die aktuellen Beiträge noch ins alte Kapitel gepackt und die Karte folgt erst in den nächsten Tagen 😉

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    • Gute Idee mit der Karte und Überraschung, denn bisher hatte ich angenommen, dass die eine Karte Frankreichs alles abdecken würde. Somit beginnt Morgen seine Reise und das Abenteuer im sonnigen Süden mit Blick auf die Adria. Ich hatte schon bei der Isonzo Schlacht geshaut, aber keine deutsche Einheit identifizieren können.
      Somit bleibt es ein freudiges Erwarten auf Morgen bzw. Mitternacht.

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  6. Isonzo? Ach du sch…. Der wird sich den A. abfrieren.

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    • im Sommer an der Adria Front ist doch was anderes als die Dolomiten, oder?

      Isonzo ist doch der Fluss an der Grenze zu Slowenien und es war Juli … auch wenn er davon nichts wusste, wohin es geht.

      So eine Art „Roulette Hotel“ Reise in Europa im Sinne eines Aufenthalts an einer europäischen Front, nur welche?

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  7. Kann es sein, dass der Oberleutnant K. so K?ssler bzw mit ß heißt?

    Dann hätte ich vermutlich ein paar Bilder der Einheit und weitere Informationen bzw. Quellen, denn das scheint eine besondere Einheit gewesen zu sein, die allerdings bis Ende 2014 der Vergessenheit anheim gefallen war.

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