1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

5.10.1915 Der Krieg ist wieder zum Handwerk geworden

/ / Am Isonzo 1.7.1915-31.3.1916

Leichtes Geplänkel.

Es ist wie in der letzten Zeit in Flandern und in der Champagne. Der Krieg ist zum Handwerk geworden.

Morgens pünktlich aus der Klappe, dann an die Arbeit – ich am Schreibtisch, die anderen bei den Pferden, die dritten am Geschütz usw.  Zu bestimmter Stunde meldet sich der Magen. Dann kommt der Nachmittag mit anderem Zeitvertreib und, ehe man sich’s versieht, ist wieder ein Tag herum. Wir können dabei noch alt und grau werden.

An der Front war es während der vergangenen vier Wochen sogar fast langweilig. Kaum ein Schuss fiel, mit Ausnahme des 18.9., an dem gegen Abend links von uns lebhaftes Artilleriefeuer und mit Eintritt der Dunkelheit plötzlich auch unmittelbar vor uns am Brückenkopf von Görz starkes Gewehrfeuer einsetzte. Nach einer halben Stunde war jedoch alles wieder ruhig.

Den Anlass zu dieser Schießerei konnte ich beim besten Willen nicht erfahren. Aber mein Stubennachbar hat schon recht, wenn er sagt: “Die werden schließlich noch so lange knallen, bis sie eines Tages wirklich einen treffen!”

Ein gestern eingetroffener Befehl, die Sammelstelle zu verlegen, ist heute wieder rückgängig gemacht worden. Wir sind gern damit einverstanden, denn es wäre wahrhaftig zu schade um die viele Mühe gewesen, die sich unsere Leute inzwischen mit der wohnlichen Ausstattung der Ziegelei gemacht haben. Mit dem Wetter konnten wir zufrieden sein. Tag um Tag herrlichster Sonnenschein. Nur heute regnet es vom frühen Morgen bis zum späten Abend.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 9.10.

  1. Ich hatte eine Weile Pause gemacht mit dem Lesen und nun am nachholen. Hier wurde ein neuer Eintrag für den 9.10. angekündigt, den ich jetzt allerdings nicht finde. War das nur ein falsches Datum, oder fehlt etwas?

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