1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

5.12.1914: 150 Pfannekuchen

/ / 11.10.1914 - 8.3.1915 In Französisch Flandern

150 Pfannekuchen.

Am Vormittag nichts Neues. Man munkelt jedoch wieder einmal von einem Stellungswechsel.

Nachmittags werden 6 Schuss auf eine feindliche Batteriestellung verfeuert. Wir müssen doch wenigstens unsere Daseinsberechtigung dokumentieren.

Am Abend gibt es für die Fernsprecher 150 selbstgebackene und vorzüglich geratene Berliner Pfannekuchen. Kostenpunkt 1,80M für 1 Liter Öl und -,83M für ein Pfund Zucker (aus Lille) — Mehl aus dem großen Sack.

8 Uhr abends Nachtwache am Fernsprechapparat.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 6.12.

  1. Gefreiter Pauleit und seine Kameraden schieben eine ziemlich ruhige Kugel. So langsam wundert mich nicht mehr, dass er den Krieg – gottseidank – überlebt hat. Augen auf bei der Wahl der Waffengattung, kann man da nur sagen! Weiss jemand, ob die Überlebensrate bei Artilleristen in späteren Kriegen gleichbleibend höher war als die von Infanteristen? Oder trugen intensivere Bombardements aus der Luft, Panzerdurchbrüche und Fallschirmeinsätze hinter die feindlichen Linien auch in der Etappe zu merklich höheren Verlusten, sodass ein Ernst Pauleit schon im Zweiten Weltkrieg deutlich geringere Überlebenschancen gehabt hätte?

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    • Stefan spricht mir aus der Seele. Auch mir kommt es langsam unheimlich vor, dass vorne in den Schützengräben längst ein schrecklicher und mörderischer Stellungskrieg tobt, während man
      scheinbar auf Höhe unseres Protagonisten ab und an ein paar Schüsse abgibt und sich vorallem um die Verpflegung und Unterkunft sorgt.

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    • Ein deprimierendes Buch zu diesem Thema, von dem eine Anzahl Seiten auf Google Books verfuegbar sind:

      „Deutsche Militaerische Verluste im 2. Weltkrieg“ von Ruediger Overmans, 2004, Schriftenreihe des militaergeschichtlichen Forschungsamtes, Oldenbourg Verlag.

      Hab dort aber innerhalb der online verfuegbaren Seiten nur Zahlen nach Hauptwaffengattungen gefunden (also Heer, Luftwaffe, usw).

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  2. Man darf nicht vergessen das der Krieg noch kein halbes Jahr alt ist. Wer weiß was noch alles passieren wird.

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  3. Interessante Sendung gestern im Deutschlandfunk:
    Erster Weltkrieg – Vorahnungen vom „Menschenschlachthaus“
    Erschütternd, dass doch einige genau voraussagen konnten, was passieren wird, ohne dass es etwas verhindern konnte.

    Auch interessant:
    Zigaretten – Rauchkulturen in der Zeit des Ersten Weltkriegs
    Deutschlandfunk, aus Kultur uns Sozialwissenschaften, Sendung vom 4.12.14, 20.10 Uhr

    Beide Beiträge zum Nachhören
    http://www.deutschlandfunk.de/aus-kultur-und-sozialwissenschaften.1147.de.html

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  4. Ich finde selbst diese Ruhephase sehr interessant. Man darf nicht vergessen, dass wir die Erlebnisse von Ernst Pauleit sozusagen in Echtzeit erleben und nicht als Zusammenfassung.

    Ich schätze mal es ist völlig normal, dass jemand, der den Krieg überlebt hat, nicht vier Jahre lang Tag für Tag in Kampfhandlungen verwickelt war.

    Ich muss übrigens feststellen, dass ihr mir nie Gedanken darüber gemacht habe, dass Soldaten auch mal einen Tag frei haben können – eigentlich nachzuvollziehen, aber ich war immer der Ansicht „Krieg kennt keine Freizeit“.

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