1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

6.5.1915

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

Umzug nach Villa “Theresenhöhe”

Wir ziehen mit der Batterie-Schreibstube in die neu erbaute Villa “Theresenhöhe” um.

Es ist ein großer und geräumiger Bretterbau mit zweistöckigen Bettstellen, mehreren Wandbänken, einem Schreibtisch und einem besonderen Esstisch – alles echt Tanne.

Hier können wir’s aushalten.

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 15.5.

  1. Über seine Gefühlslage berichtet unser Protagonist eigentlich sehr wenig. Ist er schon so abgestumpft, oder traut er sich nicht, dies seinem Tagebuch anzuvertrauen, aus Angst vor eventueller Entdeckung? Natürlich haben die Soldaten an der unmittelbaren Front und in den Schützengräben das grösste Leid ertragen, aber die Angst und Sorge muss auch Pauleit ergriffen haben.

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    • Ich nehme an, dass es weniger Abstumpfung ist, sondern eher ein Verdrängungsprozess. Wie kann man soviel schreckliche Erlebnisse (sicher auch verbunden mit Angst und manchmal Mutlosigkeit)ertragen? Ich vermute, am besten sich ‚Nischen‘ suchen, versuchen positiv zu denken, sich abzulenken, sich einzureden, dass alles nicht so schlimm ist und sicher bald zu Ende sein wird.

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      • Wenn wir Leser über die Gefühlslage von Ernst Pauleit mutmassen, sollten wir Gewöhnung und auch das Gefühl der Langeweile nicht vergessen. Er hat sich nach einem guten Dreivierteljahr mit Sicherheit an die prekäre Existenz als Artillerist im Feld gewöhnt, die eben auch, wie gerade die Einträge der letzten Wochen zeigen, mit viel Langeweile verbunden war. Die Umquartierung ist dann eben eine willkommene Abwechslung und daher erwähnenswert.
        Dass er über seine Gefühlslage nicht explizit berichtet, liegt m.E. auch daran, dass das Reflektieren der eigenen Gefühlslage wohl eher eine zeitgenössische „Mode“ ist (und eventuell darüber hinaus eine sehr deutsche). Vor 100 Jahren hat man so etwas wohl nicht so gemacht.

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        • Vielleicht ist hierzu auch der folgende Text aus einem deutschen Geschichtsbuch, ein Feldpostbrief eines Soldaten an der Westfront,interessant.
          Der Absender schreibt im Dezember 1915 an seine ehemaligen Arbeitskollegen des Hamburger Staatsarchivs: „Wenn die in der Heimat zurück-gebliebenen so die Zeichnungen und Briefe sehen, die zum Teil aus der Front kommen, auch von mir, dann müssen sie wohl so manchmal denken, daß wir hier ein fröhliches Leben führen. Lassen Sie sich alle gesagt sein, daß sich hinter diesen Äußerungen des Humors und der Lebenslust oft eine furchtbare Tragik verbirgt. Es liegen sich die Gegner so dicht gegenüber, daß man diesen Stellungskrieg als Würgen bezeichnen kann; und kommen wir aus Lebensgefahr zurück in die einigermaßen sichere Bude, dann tritt
          bei dem gesunden jungen Menschen der Rückschlag ein: Eben schwebte er in furchtbarer Gefahr – jetzt ringt sein Lebensmut sich siegreich durch und
          äußert sich bisweilen in übertriebener
          Lustigkeit.“

          Bernd Ulrich/Benjamin Ziemann (Hrsg.), Front-
          alltag im Ersten Weltkrieg. Wahn und Wirklich-
          keit, Frankfurt am Main 1994, S. 53.

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  2. Wie sieht es denn inzwischen an der Werbungsfront aus? Auf dem iPad ist es gerade fast unerträglich.

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    • Wir sind dran, Techniker ist informiert. Leider ist das ein bisschen komplexer als wir gehofft hatten.

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    • Ja, ich war mit meinem Kommentar beim 26.4. auch zu voreilig. Noch immer da die Werbung, auch auf Android. Der Schließenknopf ist ein Hohn, so klein, das man beim Versuch das Ding zu schließen, zwangsläufig die Werbung anklickt. Eine Zerreissprobe für die Nerven. Wenn ich aber dann an 100 J. früher denke, beruhige ich dann doch schnell wieder 😉

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  3. Ich habe auf dem Iphone und im Webbrowser (Mozilla) keine Probleme.
    Vielen Dank für die viele Arbeit!
    lg

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  4. @Ralph , ich schließe mich Deiner Meinung an , auch ich denke das es erst seit einigen Jahren Mode ist
    , zum Glück , über seine Gefühlslage zu schreiben.
    Wenn man bedenkt was nach dem I WK kam , ein deutscher Junge weint nicht usw. so denke ich ist das verständlich. Ich kenne das vom meinen Vater BJ. 1927 der meinte , in den letzten Tagen des III Reiches noch die Wende herbeizuführen …
    Das kam bis zu seinem Tod 1994 immer wieder vor , besonders wenn Alkohol im Spiel war , das er im Schlaf Kommandos usw. gab.
    Nur mal drüber reden , wie ich es oft angeregt habe , das ging mal gar nicht …
    Also kann ich hier Ernst Pauleit durchaus verstehen das er das nicht erwähnt.

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  5. @Ralph , ich schließe mich Deiner Meinung an , auch ich denke das es erst seit einigen Jahren Mode ist
    , zum Glück , über seine Gefühlslage zu schreiben.
    Wenn man bedenkt was nach dem I WK kam , ein deutscher Junge weint nicht usw. so denke ich ist das verständlich. Ich kenne das vom meinen Vater BJ. 1927 der meinte , in den letzten Tagen des III Reiches noch die Wende herbeizuführen …
    Das kam bis zu seinem Tod 1994 immer wieder vor , besonders wenn Alkohol im Spiel war , das er im Schlaf Kommandos usw.gab.
    Nur mal drüber reden , wie ich es oft angeregt habe , das ging mal gar nicht …
    Also kann ich hier Ernst Pauleit durchaus verstehen das er das nicht erwähnt.

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