1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

9.6.1915

/ / In der Champagne 27.3.15 – 30.6.15

2 Uhr nachmittags treffe ich in Manre ein. In wenigen Stunden bin ich in unserem Waldlager.

Während meiner Abwesenheit hat sich an der Front nichts Neues ereignet. Heute Abend ist jedoch von uns ein allgemeiner Sturm geplant. Ob er zu der festgesetzten Zeit stattfinden wird, lässt sich im Augenblick noch nicht übersehen, da gestern beim Infanterie-Regiment 39 zwei Mann zu den Franzosen übergelaufen sind, von denen man Verrat befürchtet.

Punkt 8:30 Uhr abends hat der Sturm eingesetzt – trotz des unliebsamen Zwischenfalles.

In überraschendem Anlauf sind von den Infanterie-Regimentern unserer Division mehrere Sappenköpfe und auch einige feindliche Gräben genommen worden. Ebenso hat das links von uns liegende Infanterie-Regiment 29 eine Gruppe wichtiger Schützengräben auf Höhe 196 – die “Treppe” genannt – erobert. Heute: 1 Maschinengewehr, 7 Minenwerfer, 20 Gefangene.

2 Gegenangriffen der Franzosen am Spätabend bleibt der Erfolg versagt.

  1. Täusche ich mich oder ist es das erste Mal, dass er hier von Überläufern aus den eigenen Reihen schreibt?

    Gab es mal nach dem Krieg Berichte von Überläufern?
    Vielleicht in Frankreich…

    Was die dazu veranlasste?

    War vermutlich die einzige Chance, den Krieg sicher zu überlebenden, so der Weg zum Gegner überlebt wurde.

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    • Wenns denn wirklich so geplant war, muss schon einiges an Verzweiflung dabei gewesen sein. Aber vermutlich hat man als Infanterist in den ersten 10 Monaten des Krieges schon genug von der Brutal- und Absurdität der menschenfressenden Kriegsmaschinerie mitbekommen…

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    • Es wäre wirklich interessant zu erfahren, wie Überläufer auf beiden Seiten und an den verschiedenen Fronten behandelt wurden. Möglicherweise wurden die auch auf der „Empfängerseite“ mit sehr viel Misstrauen bedacht, es könnte sich ja um Spione oder Agenten handeln. Daher vermute ich, dass allgemein ein Überläufer auch kein leichtes Schicksal hatte.
      Speziell die deutsche Militärführung hatte sehr wohl Angst vor Überläufern aus politischen oder nationalen Gründen. Daher wurden z.B. Verbände aus Elsass-Lothringen nur an der Ostfront eingesetzt. Aber man kann natürlich spekulieren,dass es polnische Überläufer aus Truppenteilen aus Westpreussen gab, vielleicht sogar Dänen aus Nordschleswig. Vielleicht weiss jemand, ob es im Deutschen Generalstab allgemeine Verwendungsrichtlinien für Truppenteile mit nichtdeutschen nationalen Miderheiten gab?

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  2. „Überläufer“ kling bei Ernst Pauleit eher als Verräter oder Spion der die Seiten wechselt um das eigene Land schaden wollen, durch z.B. Geheimnisverrat oder ähnliches.
    Soweit die Kriegspropanda.
    In Wirklichkeit waren es -denke ich- einfach nur Soldaten die sich dem Feind ergeben haben um den Rest des Krieges als Kriegsgefangene sicher zu überleben. Bei einer Fahnenflucht droht ihn ja die Erschießung durch das Kriegsgericht. Denn wo sollen sie den hinflüchten?

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