1914-1918 – Die Entwicklung der Dinge

19.3.1916 Leid und Freud am Isonzo

/ / Am Isonzo 1.7.1915-31.3.1916

Ein Großkampfflugzeug – beinahe abgeschossen. Leid und Freud am Isonzo.

Sonntag.

Bei einem Spaziergang durch den Ort habe ich wieder Gelegenheit, ein interessantes Schauspiel in den Lüften zu beobachten. Ein italienisches Großkampfflugzeug, das sich nur langsam vorwärts bewegt, wird heftig beschossen. Plötzlich biegt es nach links ab, als wolle es eine Schleife beschreiben. Es hat sich aber anscheinend zu weit auf die Seite gelegt, schlägt um, mit dem Führersitz nach unten – schwingt sich wieder auf und dreht nochmals nach unten.

Alles jubelt und glaubt, der Flieger werde abstürzen. Dieser gewinnt nach einigen weiteren Umderehungen doch noch die Oberhand über seinen Apparat – und fliegt lustig davon.

——

Am Abend, bei Beginn der Dämmerung, versuchen die Italiener einen Angriff auf den Podgora. Bald ist alles – wie schon so oft – in Funken und Flammen gehüllt.

Die Geschosse heulen und bersten mit unheimlichem Krachen. Dazwischen mischt sich das Geknatter des Infanterie- und Maschinengewehrfeuers.

Welcher Kontrast! Vorn in den Gräben und Geschützstellungen lauert der Tod in allen Ecken — hier hinten aber, kaum 3km vom Kampfplatz entfernt, lacht und singt die Dorfjugend als ginge sie der Krieg nichts an.

Es ist kaum zu verstehen. Und doch wird es wohl _immer_ in der Welt so bleiben”: “Was kümmert’s die, die glücklich und gesund sind, dass andere sich mühen und plagen – dass sie durch Not und Tod gehen müssen?”

Der nächste Tagebucheintrag folgt am 26.3.